News Saison 2024

Zum 90. Geburtstag von Hans-Hugo Miebach

38 Jahre Präsident und seit 2010 Ehrenpräsident des Dortmunder Rennvereins - mit seinem Gestüt Wittekindshof seit Jahrzehnten einer der erfolgreichsten Züchter in Deutschland

Es sind Zahlen, die für sich sprechen: 38 Jahre war er Präsident, seit 2010 ist er der Ehrenpräsident - Hans-Hugo Miebach hat den Dortmunder Rennverein in den 138 Jahren seiner Geschichte, die bis ins Jahr 1886 zurückreicht, so geprägt wie keine andere Persönlichkeit im deutschen Galopprennsport. Am 5. Januar 2024 feierte der herausragende Züchter und Besitzer des Gestüts Wittekindshof seinen 90. Geburtstag. Der Rennveranstalter gratuliert Hans-Hugo Miebach auf das Herzlichste und möchte sich an dieser Stelle bedanken für sein unschätzbares Wirken, das bis zum heutigen Tag anhält (soeben unterstützte der Jubilar mit seinem Unternehmen einmal mehr die Pflege der Sandbahn in Wambel mit Fahrzeugen seiner Firma und der Übernahme der Kosten).

Hans-Hugo Miebach und die Galopprennbahn in Dortmund gehören zusammen wie die Borussia und die westfälische Metropole. Von 1972 bis 2010 lenkte er die Geschicke des Hippodroms als Präsident. Miebach war es auch, der im Jahr 1981 den Bau der Sandbahn initiierte. Es handelt sich um die älteste Bahn dieser Art in Europa, doch während Neuss vor einigen Jahren die Pforten schließen musste, ist der Sandkurs in Wambel unverändert die tragende Säule des Winterprogramms hierzulande. Aber auch während des gesamten Rennjahres wurde Dortmund unter seiner Regie zu einer der wichtigsten Rennbahnen in Deutschland, wobei die Top-Events auf der Grasbahn stattfinden, wie vor allem das St. Leger und der Große Preis der Wirtschaft.

Miebachs Wirken im Rennsport umfasste aber auch viele andere Funktionärs-Tätigkeiten, wie in den 60er-Jahren als Mitglied der Finanzkommission des Dachverbandes oder Mitglied im Vorstand des Direktoriums von 1987 bis 1991 und 1993 bis 2003.

Geboren wurde Hans-Hugo Miebach am 5. Januar 1934 in Berlin, aufgewachsen ist er in Dortmund und hauptsächlich im Sauerland, doch seinen Lebensmittelpunkt hat er seit über 60 Jahren Dortmund. Der Diplom-Ingenieur und Diplom-Kaufmann studierte in München und Aachen. Mit Ehefrau Jutta hat er drei Töchter und zahlreiche Enkel. Miebach gilt als Opernliebhaber und früher auch als begeisterter Jäger und gut ausgebildeter Reiter.
Schon 1907 gründete sein Großvater ein Werk für Elektrotechnik und Maschinenbau. Gut 20 Jahre später folgte ein Zementwerk namens „Wittekind“ in Erwitte, unweit vom jetzigen Gestüt in Rüthen/Kneblinghausen im Sauerland entfernt. Nachdem 1949 der Vater verstorben war, übernahm Sohn Hans-Hugo früh die Führung des Unternehmens.

Über 700 Mitarbeiter sind bei der Hans Hugo Miebach GmbH heute beschäftigt. Die Geschäftszweige bilden das Zementwerk, der Bau von Schweißmaschinen und Schaltanlagen und die Reparatur elektrischer Maschinen. Bei Laserstrahl-Brandschweißmaschinen ist die Firma Miebach weltweit führend. Alle namhaften Stahlproduzenten der Welt gehören zu den Kunden.

Die Rennbahnen besuchte Hans-Hugo Miebach seit Ende der 40er Jahre. Vor allem die Cracks Neckar und Niederländer hatten es ihm damals angetan. Mit einem Reitpferd auf der Dortmunder Rennbahn fing die Laufbahn als Besitzer an. Anfang der 50er Jahre, einer besonders prägenden Zeit dieser Bahn, lernte Hans-Hugo Miebach die größten Rennsport-Persönlichkeiten kennen, wie Adrian von Borcke, Hans Blume, F.W. und A.P. Schlaefke, Otto Schmidt, Albert Schlaefke und Anton Olejnik.

Zunächst züchtete Hans-Hugo Miebach nur westfälisches Warmblut und Trakehner auf dem seit vielen Jahren in Familienbesitz stehenden Hof. Die erste Vollblut-Zuchtstute Arlene wurde 1968 bei der Kölner Herbstauktion erworben.

Ende der 70er Jahre wurden die Trakehner verkauft und Miebach konzentrierte sich fortan ausschließlich auf die Vollblutzucht, nachdem das Gestüt Wittekindshof 1978 als Gestüt anerkannt worden war. Ende 1978 wurde Karl Jörg, einer der besten Experten überhaupt, Gestütsleiter. „Das war die Wende zum Professionellen“, hat Hans-Hugo Miebach einmal gesagt. Seit Ende der 80er Jahre gehört Wittekindshof zu den führenden Zuchtstätten des Landes.

Heute umfasst das Gestüt 56 Hektar Weideland und liegt auf 400 Metern über dem Meeresspiegel am Haarstrang auf der Grenze zwischen Soester Börde und Sauerland. Die Zuchtpolitik basiert auf der Paarung hochbewährter, inländischer Mutterlinien mit hochqualifizierten, ausländischen Hengstlinien der größten und erfolgreichsten Weltgestüte wie Coolmore, Darley oder des Aga Khan. Die Produkte des Gestüts werden auf dem Markt angeboten oder in den eigenen Rennstall eingestellt.

Die Erfolge des Gestüts in eigenen Farben oder als Verkaufsgestüt alle aufzuzählen würde den Rahmen hier sprengen. In den Jahren 1998 und 2004 sicherte sich das Gestüt Wittekindshof das Züchterchampionat. Stellvertretend für die vielen Top-Pferde seien erwähnt - der von Wittekindshof gezogene, überragende Tiger Hill, Mandelbaum und der Hong Kong-Stargalopper Pakistan Star (mit über 37 Millionen HK-Dollar Gewinnsumme), sowie die besten Rennstuten Elle Danzig (elf Gruppesiege!), La Blue, Night Petticoat, Next Gina oder Rosenreihe. Fünf Diana-Siegerinnen seit 1996 sprechen eine klare Sprache.

2002 gewann Next Desert unter der Regie von Andreas Schütz in den eigenen Farben des Deutsche Derby in Hamburg. Dieser Tag dürfte die ultimative Genugtuung für Hans-Hugo Miebachs züchterisches Wirken gewesen sein. Next Desert war wie fast alle Pferde aus der Miebach-Zucht im Jahr 2000 zur BBAG-Jährlingsauktion angemeldet, blieb aber in Miebachs Besitz. „Wir hatten schon gut verkauft an diesem Tag“, erinnerte sich Hans-Hugo Miebach in einem Bericht, den uns dankenswerterweise Peter Brauer wie viele andere Informationen zur Verfügung stellte. „Ich hatte also schon ein bisschen Geld in der Tasche, und als ich merkte, dass ich für Next Desert nicht mehr als 150.000 DM bekommen würde, da habe ich ihn eben zurückgekauft.“ So wurde er Miebachs erster eigener Derbystarter und gleich Sieger.

Glück gehört in der Vollblutzucht eben auch dazu. Und jede Menge Fachwissen und Können, das gilt für Hans-Hugo Miebach ganz besonders. Der Dortmunder Rennverein verneigt sich zum 90. Geburtstag vor Hans-Hugo Miebach und seinem jahrzehntelangen Wirken für die Rennbahn in Wambel und wünscht ihm noch viele weitere Jahre beste Gesundheit und Hals & Bein mit dem Gestüt Wittekindshof, dessen Geschicke erfreulicherweise bereits von der übernächsten Generation mitgestaltet werden.

Text: Michael Hähn

08.01.2024